„Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner. Es verschafft dem, der es isst ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh und voll Heiterkeit. Und wie immer zubereitet man ihn isst, sei es als Brot, sei es als andere Speise, ist er gut und lieblich und süß.“
So überschwänglich schwärmte einst die mittelalterliche Mystikerin Hildegard von Bingen von der besonderen Kraft des Dinkels. Dieses Getreide war in ihren Augen vollkommen, ein Grundnahrungsmittel mit der Fähigkeit, die Gesundheit des Menschen zu unterstützen. Hatte sie recht damit? Was sagen Erfahrung und moderne Wissenschaft dazu? Sehen wir uns das gemeinsam an, Schritt für Schritt.
Das beste Getreide …
Superlative sind relativ – vor allem, wenn es um gesunde Ernährung geht. Die Einteilung der Nahrungsmittel in „gut“ und „böse“ ist längst obsolet und man weiß heute, dass es die Vielfalt ist, die zählt. Dennoch hatte Hildegard wohl ihre Gründe, den Dinkel in so hohen Tönen zu loben. Schauen wir also weiter.
… fettig und kraftvoll …
Ungesättigte Fettsäuren als wichtige Bestandteile von Zellmembranen und Nervenfasern sowie B-Vitamine, die wesentlich sind für den Energiestoffwechsel und eine starke Immunabwehr – beides liefert Dinkel reichlich.
… leichter verträglich …
Die Erfahrung zeigt, dass tatsächlich viele Menschen Dinkel gut bzw. besser als Weizen vertragen. Das liegt vermutlich an leichten Unterschieden in der Eiweißstruktur. Möglicherweise spielt aber auch die Tatsache eine Rolle, dass Dinkel, durch die äußeren, harten Spelzen gut vor Pilzen und Schädlingen geschützt, weniger Pestizideinsatz erfordert und daher auch weniger schadstoffbelastet ist als andere Getreidesorten.
… rechtes Fleisch und gutes Blut …
Rechtes Fleisch? Da kann es nur ums Eiweiß gehen und davon enthält Dinkel vergleichsweise viel – einen hohen Anteil essentieller Aminosäuren inklusive. Für das gute Blut könnte der hohe Eisenwert im Dinkel verantwortlich sein – das Spurenelement ist zentraler Bestandteil der roten Blutkörperchen, die den Körper mit Sauerstoff versorgen.
… froh und voll Heiterkeit …
Die Annahme Hildegards, Dinkel mache froh und heiter, hat durchaus seine Berechtigung. Denn er ist eine gute Quelle für die Aminosäure Tryptophan, die zu Serotonin umgewandelt werden kann – einem Hormon, das wir alle als Wohlfühl- oder Glückshormon kennen und lieben.
… gut, lieblich und süß.
Dinkel schmeckt gut! Aber lieblich und süß? Vielleicht stehen diese Attribute mit der im Mittelalter sehr populären Vier-Säfte-Lehre im Zusammenhang … oder es war einfach ein Ausdruck von Hildegards großer Dinkelliebe?
Ist es nicht spannend, was Hildegard von Bingen schon vor gut 1000 Jahren über den Dinkel zu berichten wusste, ganz ohne moderne Analysengeräte und wissenschaftliche Methoden? Was würde sie sagen zu unserem Versuch, ihre Einschätzungen von damals zu deuten?
Bestimmt hätte sie Freude daran, dass Dinkel heute Trend ist und viele Menschen diese traditionsreichen Körner in ihre Küchen holen. Und ob Dinkel tatsächlich das beste Getreide ist – das bleibt wohl für immer Hildegards Geheimnis.
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