Ich geh mit meiner Laterne … Alljährlich am 11. November ziehen singende Kinder mit ihren hell leuchtenden Laternen durch die Straßen. Es ist ein besonderer Tag, wunderbar feierlich, andächtig und fröhlich zugleich. Die Luft ist kalt, wir spüren den Winter nahen und auch Weihnachten ist nicht mehr weit. Rund um den Gedenktag des Heiligen Martin hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein vielfältiges Brauchtum entwickelt – die 5 schönsten Traditionen zum Martinsfest wollen wir uns heute etwas genauer anschauen.
In früheren Zeiten schnitzten Kinder Rüben und Kürbisse zurecht, stellten Kerzen hinein und zogen damit umher, um Essen zu erbetteln. Heute wandern sie mit ihren selbstgebastelten Laternen durch die Nacht, tragen Licht in die Welt und singen Martinslieder dazu. Eine wunderbare gemeinsame Familienzeit, die trotz der Kälte in vielen Herzen Nähe und Wärme erzeugt. Genießen!
Die Legende des Heiligen Martin ist hierzulande gut bekannt: An einem bitterkalten Tag begegnete der junge römische Soldat Martin einem Bettler, der schrecklich fror. Er teilte seinen warmen Mantel mit dem Schwert und schenkte dem armen Mann die Hälfte. In der Nacht erschien ihm Jesus im Traum, der sich als der Bettler zu erkennen gab und Martin für seine selbstlose Tat dankte. Vielerorts wird heute diese Szene nachgespielt, um auf die Bedeutung des Teilens, von Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und Solidarität aufmerksam zu machen.
Der bescheidene Martin sollte einst zum Bischof ernannt werden. Weil er sich aber des Amtes nicht würdig fühlte, versteckte er sich im Gänsestall. Die Tiere verrieten ihn durch ihr Geschnatter und seither bezahlen sie diesen Verrat alljährlich mit ihrem Leben. So wird’s erzählt, aber wahrscheinlicher ist, dass sich die Tradition des Martinibratens aus dem bäuerlichen Brauchtum entwickelte. Am 11. November wurde nämlich üblicherweise das Gesinde bezahlt und entlassen und auch Tiere wurden geschlachtet, um sie nicht über den Winter bringen zu müssen. Es bot sich also an, die zu dieser Zeit schlachtreifen Gänse gemeinsam als Festessen zu verspeisen – rechtzeitig vor der damals noch sehr strengen Fastenzeit.
Auch das Martinsgebäck geht vermutlich auf die frühere vorweihnachtliche Fastenzeit zurück, als es galt, möglichst alle Lebensmittel, die nicht lange haltbar waren und in der Fastenzeit verboten waren, aufzubrauchen. Heute werden den Kindern beim Laternenumzug feine Martinsweckerl, süße Martinsgänse oder hagelzuckerbestreute Kipferl geschenkt, die geteilt und gemeinsam gegessen werden.
Wenn du selbst backen möchtest, haben wir einen besonderen Tipp für dich: Lege jeweils zwei geformte Kipferl-Teiglinge so auf das Backblech, dass sie mit etwas Abstand zueinander Rücken and Rücken liegen. Durch das Aufgehen und Backen wachsen sie zusammen und können dann perfekt geteilt werden. Einen Rezeptvorschlag für Briochekipferl findest du hier!
Der Heilige Martin ist Landespatron des Burgenlandes und so ist sein Feiertag natürlich ein wichtiger Tag im östlichsten Bundesland Österreichs. Zum Martiniloben stehen alle Kellertüren offen und die Winzer präsentieren ihren Jungwein – in der Hoffnung, er möge gelobt werden (und nicht gescholten).
Eine Bauernregel für den 11. November besagt: Wenn die Martinsgänse auf dem Eise geh’n, muss das Christkind im Schmutze steh’n. In diesem Sinne: Auf einen milden, herzerwärmenden Martinstag!